Mittels der integralen Arbeitsmethodik BIM wurde das Gebäude vorab ganzheitlich mithilfe eines 3D-Modells, einem sogenannten digitalen Zwilling, konstruiert. Dabei wurden kontinuierlich Informationen aus Fachmodellen aller am Bau beteiligten Gewerke, wie Pläne der Technischen Gebäudeausstattung (TGA), der Stahl- und Betonarbeiten oder Elektroinstallationspläne, angereichert und übereinandergelegt. Daran wurde der gesamte Lebenszyklus der Viega World vorausgeplant – vom Bau über den Betriebsprozess bis zum Rückbau.
Zielsetzung
Für die Viega – ein international tätiges Familienunternehmen im Bereich Sanitär- und Heizungstechnik mit weltweit mehr als 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – sind Fortbildungsangebote ein zentrales Element der Servicekompetenz der Marke. Am Gründungsstandort Attendorn im Stadtteil Ennest hat das Unternehmen in direkter Nachbarschaft zur Produktion seine Schulungskapazitäten durch ein neues Seminarcenter für nationale und internationale Teilnehmer ausgebaut.
Der Neubau ist ein Plus-Energie-Gebäude mit Ausstellungs- und Workshopflächen, Büros, Schulungsräumen, Bistro und Tiefgarage. Vom Auftraggeber von Beginn an als Forschungs- und Entwicklungsprojekt verstanden wurde es vom Lehrstuhl für Energieeffizientes Bauen e3D der RWTH Aachen University, Prof. Christoph van Treeck, begleitet. Das neue Seminarcenter wurde integral geplant und konsequent entlang eines digitalen Modells mit dem Planungswerkzeug BIM (Building Information Modeling) realisiert. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zeichnete die Viega World mit dem Zertifikat in der höchsten Kategorie Platin aus.
Auch didaktisch setzt das Weiterbildungszentrum neue Maßstäbe. Die technische Ausrüstung des Hauses kann in den Schulungen direkt in der Praxis vorgeführt werden. Alle im Gebäude ablaufenden Prozesse unterliegen einem lückenlosen Monitoring. So werden das Gebäude und der durch die BIM-Planung entstandene digitale Zwilling durch interaktive Exponate und transparente Wände selbst zum Lernobjekt.
Fazit
Der ganzheitliche und in der Viega World konsequent über alle neun Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) digitalisierte Planungsansatz, wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz über das Forschungsprojekt Energie.Digital gefördert. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und der Lehrstuhl für Energieeffizientes Bauen e3D der RWTH Aachen University begleiteten das Projekt wissenschaftlich.
Das Hauptziel bestand darin, eine systematische Methode zur Verknüpfung und Integration der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) und des Gebäudebetriebs in BIM zu entwickeln. Diese Methodik wurde erfolgreich an der Viega World umgesetzt und kann vor Ort in Attendorn live erlebt werden. Im Rahmen des Projekts wurden eine konsistente Darstellung der energierelevanten Eigenschaften der TGA in BIM erarbeitet, Linked Data Technologie genutzt und Methoden zur Vereinfachung komplexer digitaler Modelle der TGA entwickelt.
Das Ergebnis ist ein digitaler Zwilling, der nicht nur die Leistungsdaten der Viega World und der TGA abbildet, sondern auch ein lückenloses Monitoring ermöglicht, um die energierelevanten Betriebsprozesse des Weiterbildungszentrums zu optimieren.