Wie funktioniert Digitalisierung im Bestand?


Wie können digitale Techniken und Methoden bei Sanierung und Umbauten in Bestandsgebäuden sinnvoll genutzt werden? Was muss beachtet werden, um nicht riesige Datenberge zu produzieren, die letztlich kaum mehr zu verarbeiten sind und welche Technologien stehen für eine schnelle und auch kostengünstige digitale Erfassung von Bestandsgebäuden zur Verfügung? Diese und weitere Fragen klärte das Fachsymposium des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Planen und Bauen im Kloster Benediktbeuern.

Rund 90 Interessierte kamen zum Fachsymposium des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Planen und Bauen nach Benediktbeuern, wo die weitläufige Klosteranlage nicht nur als Veranstaltungsort diente, sondern auch als Anschauungsobjekt. Seit 2010 nämlich wird im Kloster Benediktbeuern die „Alte Schäfflerei“ – die ehemalige Fassmacherei – saniert und umgebaut und dabei modernste Techniken und Methoden eingesetzt. So ist das Kloster auch Forschungsfeld und Demonstrator des Fraunhofer Zentrums für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege.

Dass die Digitalisierung auch für das Sanieren und das Bauen im Bestand von hoher Relevanz ist, belegte das Fachsymposium, das außer einer Reihe von Fachvorträgen auch Live-Demonstrationen von konkreten digitalen Methoden und Techniken bot. Ein Schwerpunkt sowohl der Live-Demonstrationen als auch der Fachvorträge waren die Aufnahme von Bestandsdaten – allen voran von Maßen und Geometrien des Bauwerks – in digitale Modelle. Während beim Neubau diese Daten von Grund auf entstehen, müssen diese für das digitalen Planen und Bauen in einem Bestandsgebäude zunächst erfasst werden. Dazu dienen heute Laserscanner und Photogrammetrische Techniken, die teilweise auch miteinander oder mit weiteren Techniken der Vermessung und der Informatik kombiniert werden. So zeigte Dr. Ilka May von der Firma LocLab, wie durch die Kombination von Technologien aus der Computerspieleindustrie sowohl die Aufnahme von Bestandsbauwerken wie auch die Speicherung und Verarbeitung der generierten digitalen Modelle eines Bauwerks schnell und kostengünstig funktioniert. Auch Christian Wetzel verfolgt mit seinem Start-Up Voxelgrid einen ähnlichen Ansatz, um Bestandsbauwerke schnell und kostengünstig digital zu erfassen. „Es muss billig sein, dann kann ich was anfangen mit der Digitalisierung,” so sein Credo. Seine Lösung kombiniert eine Reihe von High-Tech-Anwendungen und Methoden, wie Hyperspektral-Analyse und deep Learning, um schnell und kostengünstig Bauwerke zu digitalisieren.

In den Fachvorträgen am zweiten Tag des Fachsymposiums standen unter anderem Fragen wie die effiziente und energiesparende Speicherung von Datenmengen und die Aufbereitung und Darstellung von Informationen in digitalen Gebäudemodellen im Vordergrund. In der Baudenkmalpflege wird beispielsweise das System MONARCH genutzt, das als ein digitales Raumbuch für Baudenkmäler verstanden werden kann. Prof. Dr. Burkhard Freitag von der Universität Passau stellte das  datenbankbasierte System vor, das in der Lage ist, Informationen vielfältigster Art zu speichern, zu verknüpfen und zu verwalten.


12.04.2019