Digitalisierung: Bauwirtschaft steht noch am Anfang


Die Bauwirtschaft hinkt in Sachen Digitalisierung anderen Branchen (noch) hinterher - das ergibt die aktuelle ZEW-Studie "Beitrag der Digitalisierung zur Produktivität in der Baubranche", die jüngst gemeinsam vom Zentrum für Wirtschaftsforschung Mannheim (ZEW), dem Mittelstand 4.0-Komptenzzentrum Planen und Bauen sowie der Forschungsinitiative Zukunft Bau in Berlin vorgestellt wurde. Wir fassen hier die wichtigsten Ergebnisse und Rückschlüsse der Studie zusammen.

Autoren der Studie (hier geht es zur vollständigen Studie) sind Prof. Dr. Irene Bertschek, Dr. Thomas Niebel und Dr. Jörg Ohnemus vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Sie haben außer einer umfassenden Analyse von ökonomischen Daten auch mehr als 640 Unternehmen der Bauwirtschaft befragt, ob und welche digitalen Techniken und Methoden eingesetzt werden und welche Erwartungen die Unternehmen an diese haben. Gemäß den Ergebnissen dieser Umfrage betrachtet gut die Hälfte es bisher als nicht notwendig, sich aktiv mit Digitalisierung auseinanderzusetzen. So stellen die Forscher fest: “Die Durchführung vn Digitalisierungsprojekten wird in der Bauwirtschaft inklusive Planungsbereich bisher nicht als zwingende Notwendigkeit wahrgenommen.” Lediglich 35,1 Prozent der Unternehmen gaben an, in den vergangenen drei Jahren Projekte zur Förderung der Digitalisierung im Unternehmen durchgeführt zu  haben. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gab zudem an, auch in den kommenden drei Jahren keine Digitalisierungsprojekte anzupacken. Herausstechend ist jedoch der Planungsbereich, von dem immerhin 67 Prozent in den letzten drei Jahren Digitalisierungsprojekte durchgeführt haben und 69 Prozent dies für die kommenden drei Jahre (wieder) tun wollen. 

Trotz dieser eher ernüchternden Befunde stellt die Studie jedoch auch fest, dass die Digitalisierung von der Bauwirtschaft durchaus als Chance wahrgenommen wird, um die Wettbewerbsfähigkeit, die Innovationsfähigkeit und die Arbeitsproduktivität in Zukunft zu steigern. Das ZEW rät deshalb sehr dazu, dass Unternehmen über die Potenziale und Möglichkeiten von Digitalisierung informiert und sensibilisiert werden, am besten mittels Best-Practice-Beispielen, wie es etwa durch das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen geschieht. Außerdem empfiehlt die ZEW-Studie, Investitionen in Digitalisierungsprojekte in der Bauwirtschaft finanziell zu fördern und entsprechende Förderprogramme möglichst unbürokratisch zugänglich zu machen. Nicht zuletzt auch der Breitbandausbau (von vielen Unternehmen als Hindernis bei Digitalisierung genannt) sollte vorangetrieben werden und auch das Thema Schnittstellen und Standards sei besonders für die kleinteilig strukturierte Bauwirtschaft ganz wesentlich, weil diese wesentliche Voraussetzung sind für den digitalen Austausch und die Vernetzung der Akteure in der Bauwirtschaft. 


04.12.2019