Pressemitteilung: 3. BIMiD-Fachsymposium am 23.04.2015 in Stuttgart


Das dritte BIMiD-Fachsymposium mit insgesamt neun Vorträgen und über siebzig Teilnehmern fand am 23. April 2015 im Zentrum für Virtuelles Engineering ZVE beim BIMiD-Projektpartner Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart statt. Bei der ganztägigen Veranstaltung ging es vor allem um den Einsatz Virtueller Techniken im Bauwesen. Daneben gab es Berichte von den beiden BIM-Referenzobjekten in Braunschweig und Ingolstadt, Einblicke in BIM-ähnliche Prozesse in der Automobilbranche und im Maschinenbau sowie Beiträge über Qualitätssicherung von BIM-Prozessen. Außerdem gab es wie immer bei den BIMiD-Fachsymposien ausreichend Raum für Diskussion und Erfahrungsaustausch - nicht zuletzt auch, damit jeder Tagungsteilnehmer die unterschiedlichen VR-Techniken in der "CAVE", auf 3D-Bildschirmen und mit Oculus-Rift-Brillen ausprobieren konnte. Den kompletten Tagungsrückblick gibt es unter www.BIMiD.de/Veranstaltungen.



Pressemitteilung/Veranstaltungsrückblick
Berlin, 08. Mai 2015


Virtuelle Techniken, „Lean Construction“ und Qualität von BIM-Prozessen beim 3. BIMiD-Fachsymposium in Stuttgart

Das Förderprojekt BIMiD (BIM-Referenzobjekt in Deutschland) hat zum Ziel, die Building-Information-Modeling-Methode anhand konkreter Bauprojekte beispielhaft zu demonstrieren. Das dritte BIMiD-Fachsymposium mit insgesamt neun Vorträgen und über siebzig Teilnehmern fand am 23. April 2015 im Zentrum für Virtuelles Engineering ZVE beim BIMiD-Projektpartner Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart statt. Bei der ganztägigen Veranstaltung ging es vor allem um den Einsatz Virtueller Techniken im Bauwesen. Daneben gab es Berichte von den beiden BIM-Referenzobjekten in Braunschweig und Ingolstadt, Einblicke in BIM-ähnliche Prozesse in der Automobilbranche und im Maschinenbau sowie Vorträge über Qualitätssicherung im BIM-Prozess. Außerdem gab es wie immer bei den BIMiD-Fachsymposien ausreichend Raum für Diskussion und Erfahrungsaustausch - nicht zuletzt auch, damit jeder Tagungsteilnehmer die unterschiedlichen VR-Techniken in der "CAVE", auf 3D-Bildschirmen und mit Oculus-Rift-Brillen ausprobieren konnte. Den kompletten Tagungsrückblick gibt es unter www.BIMiD.de/Veranstaltungen.

Bei seinem Grußwort erinnerte Sebastian Stratbücker vom BIMiD-Konsortialführer Fraunhofer-Institut für Bauphysik an die Projektfortschritte seit dem Auftaktsymposium im Mai vergangenen Jahres. Es sei bemerkenswert, dass bereits ein Jahr später das erste Referenzobjekt in der CAVE virtuell begehbar ist. Peter Noisten, ebenfalls vom Fraunhofer IBP und Moderator der Veranstaltung, erläuterte das Programm und betonte, wie dankbar die BIMiD-Projektpartner den Praxispartnern von den beiden BIM-Referenzobjekten seien, dass so viele von ihnen an der Veranstaltung teilnehmen.


Virtual Reality ermöglicht "Eintauchen"

Im ersten Vortrag demonstrierte Günter Wenzel (IAO), wie er aus aktuellen Datenmodellen vom zentralen BIMiD-Referenzbauvorhaben einen „Immersiven Gebäudeprototypen“ erstellte. Dieser wurde den Planern des Büroneubaus der Volkswagen Financial Services AG in Braunschweig für eine virtuelle Baubegehung am Vortag im „Immersive Engineering Lab“ des Fraunhofer IAO zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um ein mehrseitiges, großflächiges Stereoprojektionssystem zur interaktiven, räumlich-maßstäblichen Visualisierung von Gebäuden. Auch die Tagungsteilnehmer konnten sich davon überzeugen, dass die Visualisierung fast so realistisch zu erleben ist als wäre das Bauvorhaben bereits realisiert. Das Labor war den ganzen Tag über in Betrieb und keiner ließ es sich nehmen, die neuen Arbeitsräume in Braunschweig noch vor dem Ersten Spatenstich virtuell zu besichtigen.

Ergänzend zur technisch eher aufwändigen Lösung in der Virtual-Reality-Cave stellte Marius Shekow vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT eine mobile Lösung zur Visualisierung von Bauvorhaben vor. Diese wurde im Rahmen des Projekts INSITU entwickelt und kann sowohl vor Ort auf dem Baugrundstück als auch nachträglich im Besprechungsraum eingesetzt werden. Dabei werden BIM-Daten zur Verwendung in einer Echtzeit-3D-Engine aufbereitet und mit Daten von hochpräzisen Sensoren, wie bspw. einem Echtzeit-Kinematik-System, zur mobilen Verwendung kombiniert.


3D-Plot aus BIM-Datenmodellen

Ein weiteres Nebenprodukt von BIM zur Architektur-Visualisierung präsentierte Jörg Jungedeitering, der mit seinen Kollegen von der Jade Hochschule im Rahmen von BIMiD für die didaktische Aufbereitung der Projektergebnisse zuständig ist. In seinem Vortrag stellte er die unterschiedlichen Techniken und Verfahren von 3D-Plottern vor, die an der Jade Hochschule schon seit einigen Jahren fester Bestandteil der Ausbildung von Bauingenieuren und Architekten sind. Dabei wurde deutlich, dass auch ein 3D-Plot mit nicht unerheblichem Aufwand für Datenmanagement sowie für Vor- und Nachbereitung des Druckvorgangs verbunden ist. Auch das Druckmaterial und vor allem der Betrieb der teuren Profi-Anlage schlägt je nach Größe des Modells zum Teil erheblich zu Buche.


Bauherr mehr als zufrieden

Ein ganz besonderer Programmpunkt bedeutete der Vortrag von Rötger Schütze und Sabine Burkert vom Immobilienmanagement der Volkswagen Financial Services AG (VWFS). Sie berichteten über die bisherigen Erfahrungen mit BIM beim zentralen BIM-Referenzobjekt in Braunschweig aus der Perspektive des Bauherrn. Demnach haben sich bislang alle ihre Erwartungen an BIM mehr als erfüllt. Ganz begeistert äußerten sich die beiden über die virtuelle Baubesprechung am Vortag im Immersive Engineering Lab. Noch nie hatten die beiden Baufachleute eine ähnlich effiziente, hochkonzentrierte Baubesprechung mit so vielen geklärten Fragen erlebt.


Planer mit ersten BIM-Erfahrungen bei den Referenzobjekten

Über die bisherigen Erfahrungen der Planer bei den beiden BIM-Referenzobjekten erfuhren die Tagungsteilnehmer in einer Podiumsdiskussion unter Leitung von Peter Noisten vom BIMiD-Projektleiter Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP.
 
Antje Gaudlitz, Architektin des BIM-Referenzobjekts in Braunschweig, ist überzeugt, dass BIM der richtige Weg ist. Für sie ist "Kommunikation" das zentrale Element von BIM, insofern hilft Kommunikation auch bei der Überwindung der anfänglichen „Holprigkeiten“. Ihr Kollege Fabian Lang setzt große Stücke auf die IFC-Standards, die mit immer mehr Anwendern auch immer besser werden dürften. Dass auch bei BIM die Maxime "Learning by Doing“ gelte, schrecke ihn als gelernten Bauzeichner nicht.

Hanno Hummerich von OP Engineers GmbH, Tragwerksplaner in Braunschweig, warnte vor der häufig von Skeptikern geäußerten "Ausrede", dass der Einstieg in BIM noch verfrüht sei, weil die Kompatibilität der Softwareprodukte noch nicht zu hundert Prozent gewährleistet ist. Er hält dem entgegen, wie wichtig und nützlich allein die 3D-Informationen zur Geometrie der Bauteile in BIM-Modellen sind, und  rät allen Kolleginnen und Kollegen, die den Einstieg in BIM vorhaben, diesen lieber früher als später zu vollziehen.

Tamara Gasteiger (DhochN GmbH, BIM-Koordinator beim BIM-Referenzobjekt Braunschweig) relativierte den Eindruck, der in der Diskussion mit dem Publikum entstanden war, dass es der Idee von BIM widerspreche, dass die Beteiligten beim Referenzobjekt in Braunschweig phasenweise mit zwei unterschiedlichen Gebäudedatenmodellen arbeiteten. Dies sei bei besonderen, kurzfristigen Anforderungen des Bauherrn überhaupt nicht ungewöhnlich und entspreche er Idee von "Open-BIM".

Franz Madl (pbb Planung + Projektsteuerung GmbH, Generalplanung beim BIM-Referenzobjekt Ingolstadt) bestätigte den eigenen Ärger über die mangelnde Kompatibilität der verschiedenen Softwareprodukte. Er hofft, dass zukünftig von den großen Planungsunternehmen und der Bauindustrie noch mehr Druck auf die Softwarehersteller ausgeht, damit die Standardisierung der Schnittstellen vorankommt. Sein Fazit: "Auch wenn ich kritisch klinge: Ich glaube voll d'ran!"


Maschinenbau und Automobilbranche als Vorbilder

Für den Blick über den Tellerrand sorgten zwei Referenten aus dem Maschinenbau und der Automobilbranche.

Mehmet Kürümlüoğlu, Leiter des PLM-Beratungszentrums beim Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, stellte die großen Potentiale moderner, d.h. integrierter und durchgängiger Product-Lifecycle-Management-Systeme (PLM) für den Anlagen- und Maschinenbau dar: Erst dadurch sind durchgängige, standortübergreifende Planung und Steuerung der Produkte, Prozesse und Ressourcen von der ersten Idee über den gesamten Produktlebenszyklus möglich. Peter Meijnen von Porsche Consulting GmbH steuerte ein Beispiel aus der Automobilbranche bei, die im Zusammenhang mit BIM gerne als Vorbild für die konsequente Standardisierung von Geschäftsprozessen genannt wird. Er berichtete, wie in Folge der existenziellen Krise des Sportwagenherstellers Anfang der Neunzigerjahre die radikale Neuausrichtung der Produktpallette und der Produktionsverfahren notwendig wurde und welche Rolle hierbei die Lean-Production-Prinzipien von Toyota spielten. Die aktuelle Situation der Bauindustrie sei mit der damaligen der Automobilindustrie in Deutschland vergleichbar, insbesondere was den geringen Grad an Standardisierung und die wenig ausgeprägte Prozessorientierung anbelangt. 


Alles nichts ohne Qualitätssicherung

Den Abschluss bildeten zwei sehr BIM-spezifische Vorträge über idealtypische BIM-Prozesse und über die Qualitätssicherung bei BIM.

Aude Tan vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP berichtete vom aktuellen Stand des vom BIMiD-Konsortium erarbeiteten Idealtypischen BIM-Referenzprozesses. Das Ergebnis ist eine „Referenz-Bauprozess-Map“ (RBPM), bei der BIM-Prozesse weitestgehend an die HOAI angelehnt werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass auch die HOAI ganz systematisch als Prozess behandelt wird. Die Ergebnisse werden derzeit abschließend mit dem AHO ("Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V.") abgestimmt und werden vermutlich bis zum Sommer veröffentlicht.

Andres Garcia Damjanov, der kurzfristig als Ersatz für den BIMiD-Projektpartner AEC3 GmbH eingesprungen war, schlug einen weiten Bogen vom Grundsätzlichen (Was macht Qualität aus?), über Qualitätskontrolle in BIM-Prozessen bis zur Qualitätsprüfung am einzelnen Bauteil (Solibri-Model-Checker). Ausgehend von den HOAI-Phasen konnte er zeigen, wie groß die Risiken (auch die drohenden wirtschaftlichen Verluste) sind, wenn die Nutzung von BIM-Fachmodellen nicht verlässlich möglich ist, weil die beinhalteten Informationen für die vereinbarten BIM-Anwendungsfälle nicht belastbar sind. Die dafür erforderliche Qualität der Modellierung muss vor der Nutzung durch einen Modell-Check geprüft werden, damit die Ergebnisse aus der Anwendung verlässlich sind.

Mit diesem letzten Vortrag schloss sich auf ideale Weise der Kreis, der mit den ersten Vorträgen am Nachmittag eröffnet wurde: Sowohl bei den PLM-Prozessen im Maschinenbau, also auch bei "Lean Production" in der Automobilbranche, als auch in idealtypischen BIM-Prozessen ist es nicht eine übergeordnete, gar staatliche Instanz, die die Vorgaben für Qualitätssicherung macht, sondern es sind die Nutzer und Anwender selbst, die die Prozesse und "Systeme" ihren eigenen Anforderungen anpassen müssen.


Fortsetzung im kommenden Herbst

Beim 3. BIMiD-Fachsymposium wurde das ganze Themenspektrum des Förderprojektes BIMiD deutlich: Von der Effizienzsteigerung durch Prozessorientierung und Standardisierung, über neue Formen der Visualisierung und Zusammenarbeit in Planungsteams bis hin zu ersten, ganz persönlichen Erfahrungen der Praxispartner bei den BIM-Referenzobjekten. Die Reihe wird fortgesetzt mit dem 4. BIMiD-Fachsymposium im kommenden Herbst. Dann werden die Planungen und die Bauabläufe auf den Baustellen der beiden BIM-Referenzobjekte im Mittelpunkt stehen.
 



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Hintergrund von BIMiD

Das Bauwesen in Deutschland ist durch die Zusammenarbeit vieler kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) geprägt. Durch den Unikatcharakter der Bauaufgaben entstehen immer wieder neue projektbezogene Konsortien, die ihre jeweiligen eigenen Geschäftsprozesse aufeinander abstimmen müssen. Dabei steht die Bauindustrie international vor der Herausforderung einer stetig zunehmenden Spezialisierung. Damit einhergehen eine fortschreitende Fragmentierung der Planung und eine daraus resultierende steigende Komplexität der Bauvorhaben mit vielen gegenseitigen Abhängigkeiten und Wechselbeziehungen. Das alles  bei anhaltend steigendem Termin- und Kostendruck.
Mit klassischen Planungsmethoden sind die wachsenden Anforderungen an Bauvorhaben immer weniger zu beherrschen. Aus diesem Grund werden seit mehreren Jahren intensiv neue  IT-gestützte Verfahren entwickelt und erprobt. Diese werden unter dem Begriff Gebäudedatenmodellierung (Building Information Modeling – kurz: BIM) zusammengefasst. Die BIM-Methode setzt bei der Planung, Bauausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und sonstigen Bauwerken auf durchgehende, d. h. unternehmensübergreifende und medienbruchfreie Geschäftsprozesse unter Verwendung offener, herstellerneutraler E-Business-Standards. Ziel ist ein  dreidimensionale, objektorientierte, computerunterstützte Entwurfs- und Ausführungsplanung in hochgradig vernetzter, Unternehmen übergreifender Teamarbeit. Dadurch sind vor allem in den vielen kleinen und mittelständigen Unternehmen der deutschen Bau- und Immobilienwirtschaft erhebliche Effizienz- und Qualitätssteigerungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette möglich.
 
Das Modellprojekt BIMiD wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert  im Rahmen seines Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital“ gefördert. Daran sind insgesamt sechs Projektpartner mit jeweils spezifischen Aufgaben beteiligt. Im Zentrum des Verbundprojekts BIMiD steht ein konkretes Bauvorhaben, bei dessen Planung und Bauausführung von Beginn an diese Prozesse und Standards angewendet, weiterentwickelt und wissenschaftlich evaluiert werden. Dieses Referenzobjekt wird in den kommenden Wochen in einem Auswahlverfahren ermittelt. Am Ende des Projekts sollen die möglichen Effizienz- und Qualitätssteigerungen aus Sicht der verschiedenen Beteiligten dokumentiert sowie konkrete Handlungsempfehlungen für eine möglichst weite Verbreitung der BIM-Methode in der deutschen Bauwirtschaft abgeleitet werden.
 
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Hintergrund des Förderschwerpunkts "Mittelstand-Digital"

Das Förderprojekt "BIMiD - BIM-Referenzobjekt in Deutschland" ist Teil der Förderinitiative „eStandards: Geschäftsprozesse standardisieren, Erfolg sichern“, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital – IKT-Anwendungen in der Wirtschaft“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Der Förderschwerpunkt unterstützt gezielt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie das Handwerk bei der Entwicklung und Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). „Mittelstand-Digital“ setzt sich zusammen aus den Förderinitiativen „eKompetenz-Netzwerk für Unternehmen“ mit 38 eBusiness-Lotsen, „eStandards: Geschäftsprozesse standardisieren, Erfolg sichern“ mit derzeit 16 Förderprojekten und „Einfach intuitiv – Usability für den Mittelstand“ mit zurzeit 13 Förderprojekten. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.
 

06.05.2015