Eine der Besonderheiten ist die Sektorkopplung in der Energiezentrale des Quartiers. Diese wird realisiert durch die Entwicklung einer neuartigen Hochtemperatur-Speichertechnologie (Power-to-Heat-and-Power), in Kombination mit einem multifunktionalen Batteriespeicher für Strom und einem zentralen Warmwasser-Schichtenspeicher für Abwärme. Auf diese Weise entsteht eine hochflexible und effiziente Speicher- und Nutzungskette entlang des Energieniveaus. Elektromobilität wird als zusätzlicher Baustein realisiert, so dass alle Verbrauchssektoren berücksichtigt werden. Aus der primärenergieschonenden Versorgung des Quartiers mit hohen Anteilen an PV-Strom resultieren temporäre Energieüberschüsse, welche in dem Hybridspeichersystem sowohl kurz- als auch mittelfristig speicherbar sind. Eine weitere Besonderheit ist der Einsatz des Speichersystems für Energie- und Systemdienstleistungen über die Quartiersgrenzen hinaus, z. B. für positive und negative Regelenergie oder zur Einspeisung in das Gießener Fernwärmenetz.
Ziel ist es, die komplexen Anforderungen, die zur holistischen Entwicklung eines intelligenten, nachhaltigen und energieeffizienten Stadtquartiers benötigt werden, bereits bei der Konzeptionierung des Quartiers zu berücksichtigen. Wodurch gewährleistet werden kann, dass das Quartier im Betrieb energetisch optimal gesteuert wird.
Die notwendigen Zwischenschritte zur Erreichung eines nachhaltigen Betriebs des Quartiers sind der virtuelle Aufbau eines Konzeptions-, Planungs-, Realisierungs-, Inbetriebnahme- sowie eines Management-Modells. Diese Modelle bauen alle aufeinander auf und sind integral zusammengeführt, die das Quartiersinformationsmodell (QIM) bilden. Die verschiedenen Modelle (Konzeption, Planung, Realisierung, Inbetriebnahme sowie Management) besitzen unterschiedliche Maßstabsebenen (Quartiersebene, Gebäudeebene und Managementebene).
Zusätzlich soll eine Evaluation aus städtebaulicher Gesamtsicht vorgenommen werden, um Zusammenhänge zwischen Stadtentwicklung, kommunaler Energieversorgungs- Infrastruktur, nachhaltigem Wohnen und Mobilitätssektor und innerstädtischer Integration von EE herauszuarbeiten. Durch den Einsatz des QIM wird es erstmals möglich, die ehemals getrennten Disziplinen der Energieerzeugung, -verteilung, -speicherung (Energiesystem- Technik) und des Energiebedarfs auf Quartiers-, Infrastruktur- und Gebäude-Ebene (Architektur und bauliche Infrastruktur) taxonomisch in Beziehung zu setzen.
Über Moritz Hofmann:
Moritz Hofmann brennt seit nunmehr 10 Jahren für die Themen Nachhaltiges Bauen, Energiewende und insbesondere Building Information Modeling. Seit seinem Masterabschluss im Bereich „5D BIM - Virtual Design and Construction“ engagiert er sich in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie in der Lehre an der Technischen Hochschule Mittelhessen, in verschiedenen BIM-Clustern und gründete 2019 die Modular One GmbH für die digitale Transformation der Baubranche. Damit verfolgt er eines seiner größten Ziele, nämlich den Mensch in den Mittelpunkt der Nutzung von Bauwerksinformationsmodelle zu stellen.
Über die Technische Hochschule Mittelhessen:
Die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) bietet ihren Studentinnen und Studenten akademische Qualifikationsmöglichkeiten vom Bachelor bis zur Promotion. Am Campus in Gießen werden im Fachbereich Bauwesen Studiengänge im Bereich Architektur, Bauingenieurwesen, Bahningenieurwesen, Infrastrukturmanagement und European Construction angeboten. Die Absolventen haben ausgezeichnete Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und tragen im Beruf zu einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft bei.
30.09.2022