Der Einladung in den Hermann-Brenk-Saal beim Deutschen Zentrum für Luft- unsd Raumfahrt e.V. folgten knapp fünfzig Interessierte. Die BIMiD-Projektpartner und die Planer des Referenz-Bauvorhabens berichteten über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte. Dabei ist es gelungen, auch mit den Symposiumsteilnehmern über deren Erfahrungen mit BIM ins Gespräch zu kommen.
PROGRAMM
- Andres G. Damjanov, Solibri Inc., D-A-CH Region: Egoismus und BIM (Impulsvortrag)
- Dr.-Ing. Thomas Liebich, AEC3 Deutschland GmbH: BIM-Leitfaden für Deutschland
- Aude Tan, Fraunhofer IBP: Der BIM-Referenzprozess für das Förderprojekt BIMiD
- Sebastian Stratbücker, Fraunhofer IBP: BIM2SIM – BIM-basierte Gebäudesimulation. Stand der Forschung und Entwicklung
- Antje Gaudlitz, Gaudlitz Architekten: Das zentrale BIM-Referenzobjekt für BIMiD
- Franz Madl, pbb Planung + Projektsteuerung: Das assoziierte BIM-Referenzobjekt für BIMiD
Andres Garcia Damjanov (Solibri Inc., D-A-CH Region) begann seinen Impulsvortrag "BIM und Egoismus" mit einer Anekdote aus seiner Studentenzeit:
Als junger Bauhelfer machte er bereits auf seiner ersten Baustelle die Erfahrung, dass dort überhaupt niemand an einer Effizienzsteigerung interessiert war und man ihm schon am zweiten Tag Schläge androhte, wenn er sich in seinem Arbeitstempo nicht mäßigen würde. Die Arbeiter sahen nämlich durch den jungen, übermotivierten Kollegen ihr einträgliches Geschäftsmodell gefährdet: Schlendrian, Ausführungsfehler und Verzögerungen bedeuteten Überstunden und gut bezahlte Wochenendschichten und garantierten letztendlich ein üppigeres zusätzliches Einkommen.
An diese fast traumatische Erfahrung auf einer Baustelle in Katalonien fühlt sich der Software-Berater immer aufs Neue wieder erinnert, wenn sich Verantwortliche in Architekturbüros und Bauunternehmen vor der Entscheidung für BIM deshalb drückten, weil sie bisher immer schon durch Änderungsplanung und Nachträge ganz gut an Kollisionen, Ausführungsfehlern und Terminverzögerungen verdienten. Bei den Erklärungsversuchen, warum diese alten Geschäftsmodelle nicht zugunsten der weit effektiveren, einträglicheren und zukunftssichereren BIM-Methode abgelöst werden sollen, fühlt sich der Vater eines Zehnjährigen an die morgendlichen Diskussionen am Frühstückstisch erinnert, wo der Sohnemann auch nie um eine Ausrede verlegen ist, warum die fälligen Hausaufgaben ganz unmöglich schon am Tag zuvor erledigt werden konnten.
Die am häufigsten zu hörende Ausrede in der Branche sei, dass noch keine einheitliche Sprache für BIM existiere, d.h. noch kein 100% garantiert verlustfreier Informationsaustausch zwischen den unterschiedlichen Softwareprodukten möglich sei und dass man besser noch abwarte. Anhand von sehr bildhaften Beispielen, nicht zuletzt aus aus dem Beziehungsalltag von Männern und Frauen, machte er aber sehr überzeugend deutlich, dass es in jedem Fall besser ist, sich mit 80% Verständigung zu begnügen als seine Wochenende damit zu vergeuden, Esperanto zu lernen.
Die Notwendigkeit, sich systematisch um die Definition eines idealtypischen Referenzprozesses zu bemühen, ergibt sich aus der in der Baubranche häufig zu hörenden Aussage "Wir wissen nicht genau, wie wir es machen, aber es gelingt irgendwie immer". Der Referenzprozess soll Schritt für Schritt beschreiben, wie diese Ziele verlässlich und wiederholbar erreicht werden können. Für die Prozessoptimierung wird die "Reverse Process Design"-Methodik verwendet.
BIM2SIM beschäftigt sich generell mit der Frage, wie eine (semi-)automatische Umwandlung eines architektonischen in ein thermisch-energetisches Modell stattfinden kann. Hierzu bedarf es robuster und zuverlässiger IT gestützter Methoden der Datenübertragung und -konvertierung. Eine Analyse des derzeitigen Standes aus Forschung und Entwicklung zeigt, dass es derzeit viele teils inkompatible Alternativen gibt. Es zeigen sich große Unterschiede in der Durchgängigkeit, der Interoperabilität und im Automatisierungsgrad der Lösungswege. Dringend erforderlich sind standardisierte und zertifizierte Methoden, Algorithmen und Datenformate, um die Potentiale von BIM für die energetische Gebäudesimulation besser nutzen zu können.